Systemische Beratung

Neben freien Coaches und Beratern übernehmen häufig auch Führungskräfte sowie Personalentwicklungsverantwortliche die Aufgabe, andere zu beraten bzw. beruflich zu begleiten. Sie treffen dabei nicht nur auf die Rat suchende Person, sondern gleichzeitig auch auf deren gesamtes soziales Umfeld. Das Verhalten einer Person steht dabei in direkter Wechselwirkung mit dem Verhalten anderer. Daraus ergibt sich zweierlei: Einerseits wirkt die Beratung über den Klienten hinaus auf das gesamte System. Andererseits bedingt die soziale Umgebung (Kollegen, Vorgesetzte, Familie) des Klienten dessen Handlungen stark mit.

Um einen nachhaltigen Beratungserfolg hin zu der gewünschten Lösung zu erzielen, ist es notwendig, dieser Wechselwirkung zwischen dem Verhalten des Klienten und den Personen in seiner sozialen Umgebung Rechnung zu tragen. In der systemischen Beratung geschieht das zunächst dadurch, dass diese vielfältigen Wechselbeziehungen bei der Analyse der Ausgangssituation des Klienten deutlich gemacht werden. Sehr oft ergeben sich bereits Ansätze zur Lösungsfindung, wenn z.B. die unterschiedlichen und teilweise unvereinbaren Ansprüche an den Klienten klar werden. Auch die Erkenntnis, dass man für die Auseinandersetzungen zwischen zwei anderen Personen instrumentalisiert wurde, kann dabei helfen, erste Handlungsalternativen zu formulieren.

Ursache und Wirkung – im systemischen Denken keine Einbahnstraße
Der systemische Berater lernt daher, das soziale Gefüge eines Klienten mit verschiedenen Methoden transparent zu machen. Dabei kommt ein wichtiger Aspekt systemischer Theorie zum Tragen: Die zirkuläre Auffassung von Kausalität. Während wir in unserem „normalen“ Alltagsdenken von einer eher linearen Kausalität ausgehen („Weil mein Chef mich nicht fördert, bin ich nicht motiviert“), sieht der systemischen Berater auch die andere Seite des kausalen Bedingungsgefüges (Weil der Mitarbeiter nicht motiviert ist, fördert ihn der Chef nicht). Das jeweilige Verhalten von Mitarbeiter und Vorgesetztem bedingt sich also gegenseitig. Da dem Klienten diese Sichtweise in der Regel zunächst fremd ist, ist es Aufgabe des Beraters, ihm diese mit entsprechenden Techniken nahe zu bringen. Darin liegt der Schlüssel für mögliche Veränderungen. Die Kenntnis einer Vielzahl systemischer Interventionstechniken erlaubt es dem Berater, hier den maximalen Veränderungserfolg zu erzielen.

Damit die Wirkungsweise systemischer Beratung deutlich wird, gilt es, zwischen verschiedenen Systemebenen zu unterscheiden. Neben dem eigentlichen System, das aus den handelnden Personen (dem Klienten und allen relevanten Personen) besteht, gibt es im Geiste des Klienten seine ganz persönliche Wahrnehmung davon: eine kognitive und affektive Repräsentation dieses Systems. Der Klient nimmt sich und seine Umgebung in sehr spezifischer Weise war, er beobachtet das Verhalten anderer, interpretiert es und erklärt es sich aufgrund von Annahmen über deren Motive und Absichten. Der Unterschied zwischen diesen beiden Ebenen entspricht dem zwischen einer Landschaft und unserer inneren Vorstellung von dieser Landschaft.

In der systemischen Beratung ist es nun wichtig, zu erkennen, dass das Verhalten einer Person nicht vom Verhalten der anderen Personen in ihrem sozialen Umfeld (erste Systemebene) bestimmt wird, sondern von der Wahrnehmung oder Repräsentation dieser Personen und ihrer Handlungen (zweite Systemebene). So wird etwa die Reaktion des Klienten unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob er die Aussage seines Vorgesetzten „Ihre letzte Präsentation hat mir nicht gerade gefallen“ als hilfreiches Feedback oder als persönlichen Angriff interpretiert.

Zusammenarbeit von Klient und Coach: Eine System-Landkarte entsteht
Hieraus ergibt sich der zentrale Interventionsansatz der systemischen Beratung: Wenn es gelingt, die Wahrnehmung und Repräsentation seines sozialen Umfeldes zu verändern, wird sich auch das Verhalten des Klienten ändern und damit (durch die wechselseitige Bedingtheit des Verhaltens) auch das Verhalten der Personen in seiner Umgebung. Negative zirkuläre Prozesse können durch die zielgerichtete Intervention des systemischen Beraters damit oft in positive zirkuläre Prozesse überführt werden.

Hier kommt eine dritte Systemebene ins Spiel: Die externe Darstellung des Systems in der Interaktion von Klient und Berater. Im obigen Bild von Landschaft und innerem Bild einer Landschaft entspricht diese dritte Systemebene einer Landkarte des Gebietes. Diese externe Abbildung des (wahrgenommenen) Systems kommt typischerweise durch systemische Fragen und die entsprechenden Antworten des Klienten zustande. Dem systemischen Berater stehen aber auch andere wirkungsvolle Methoden zur Verfügung, wie etwa systemische Strukturaufstellungen oder das Beziehungsbrett.

Diese dritte Ebene ist die eigentliche Ebene der Veränderungsarbeit: Hier erkennt der Klient durch verschiedene systemische Interventionen Problemzusammenhänge, er findet Ziele und Lösungen, und er entdeckt Wege zur Erreichung seiner Ziele. Kompetent und lösungsorientiert begleitet wird der Klient dabei vom systemischen Berater, der aufgrund seiner Ausbildung weiß, wie er die Suchprozesse des Klienten am wirkungsvollsten unterstützt.

Dabei gilt natürlich der Satz von Steve de Shazer: „Im Grunde ist die Beratung sehr einfach, das heißt aber nicht, dass es leicht ist.“

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